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BVB-Trainer Nuri Sahin nach St-Pauli-Spiel: „Das lasse ich nicht zu“

BVB-Trainer Nuri Sahin nach St-Pauli-Spiel: „Das lasse ich nicht zu“



Im Umgang mit Kritikern ist eine gewisse Routine eingekehrt in Dortmund, wo eine Diskrepanz zwischen den hohen Erwartungen und den Leistungen zu einem stetig wiederkehrenden Motiv geworden ist. Auch am Freitagabend ließ sich dieses Phänomen beobachten, an dem der BVB mühsam und knapp 2:1 (1:0) gegen den FC St. Pauli gewann. „Das war wichtig“, sagte Trainer Nuri Sahin und wies explizit auf eine sehr positive Zwischenbilanz hin: „Wir hatten vier Heimspiele mit vier Siegen, wir bleiben oben dran.“ Den schwungvollen Fußball einer souveränen Spitzenmannschaft hatten die Dortmunder allerdings auch an diesem Abend nicht gespielt.

Langsam, mitunter etwas uninspiriert waren viele Aktionen während dieses am Ende glücklichen Sieges gegen den Aufsteiger. Mittelfeldspieler Julian Brandt gab zu, dass sich der Verlauf des Abends ziemlich „zäh“ angefühlt habe. Aber die anderen Dortmunder, die vor die Mikrofone traten, gaben sich viel Mühe, die eigene Leistung in einem positiven Licht erscheinen zu lassen. Atmosphärische Ausschläge sind sehr wichtig beim BVB, deshalb soll die Stimmung vor dem Champions League-Duell bei Real Madrid an diesem Dienstag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei Prime Video) und zu Beginn eines langen Fußballherbstes dringend positiv bleiben.

Das Team sei „sehr konzentriert“ geblieben und habe „sehr viel Dominanz“ erzeugt, sagte Verteidiger Waldemar Anton, „die Intensität stimmt.“ Die Dortmunder hätten „das Spiel schon in der ersten Halbzeit kontrolliert“, ergänzte Sportdirektor Sebastian Kehl. In der Schlussphase, als die Hamburger immer müder wurden, gab es sogar eine Phase, in der Tempo und Spielfluss entstanden. Aber wie eine funktionierende Spitzenmannschaft wirkt dieser BVB bislang nicht.

Fehler sowohl im Spiel mit Ball als auch beim Verteidigen

Der St. Pauli stand sehr tief, verdichtete die Räume vor dem eigenen Strafraum, wodurch Anton, Nico Schlotterbeck und Emre Can den Ball ohne Gegnerdruck bis in die gegnerische Hälfte hinein zirkulieren lassen konnten. Anton und ganz besonders Can produzierten trotzdem fatale Fehlpässe, die zu Gegenangriffen führten.

Auf den Bildschirmen erschien während der ersten Halbzeit das Bild von einem aufgebracht schimpfenden BVB-Berater Matthias Sammer, wodurch der Eindruck entstand, dass auch die Chefs mit dieser Leistung haderten. Der BVB hatte außerdem Glück, dass ein Tor des FC St. Pauli durch Morgan Guilavougi nach einem Freistoß annulliert wurde. „Wir hätten hier einen verdienten Punkt mitnehmen können“, sagte Johannes Eggestein. Zudem hatte St. Paulis Rechtsverteidiger Adam Dzwigala eine Chance in der Nachspielzeit, als er aus sieben Metern unbedrängt über das Dortmunder Tor schoss. Der BVB brauchte also eine ordentliche Portion Glück für diesen Sieg, den Tore des starken Linksverteidigers Ramy Bensebaini (43.) und des Stürmers Serhou Guirassy (83.) möglich machten.

Aber Sahin mochte Skepitkern keinen Raum für ihre Gedanken lassen: Als er nach der Partie im TV-Interview mit dem Gedanken konfrontiert wurde, dass dieser gut mögliche Treffer des Aufsteigers zum 2:2 in der Nachspielzeit frischen Treibstoff für die ewige Dortmunder Mentalitätsdebatte geliefert hätte, ging der Trainer rhetorisch in die Offensive. „Diese Mannschaft hat kein Mentalitätsproblem. Das nicht“, sagte er und erklärte: „Auf dem Niveau zu spielen bei Borussia Dortmund, da kann kannst du keine Mentalität haben. Ich lasse nicht zu, dass über meine Mannschaft so geredet wird.“

Das mag stimmen, und wahrscheinlich lässt sich sogar darüber streiten, ob diese Mannschaft überhaupt ein Problem hat. Anton sprach von einem „Prozess“ und sagte, im Vergleich zu den ersten Saisonspielen seien „die Positionierung“, „die Abläufe“ und „die Struktur mit Ball deutlich besser“. Aber es passieren eben viele Fehler – sowohl im Spiel mit Ball als auch beim Verteidigen.

Ärger um das Gegentor: „Wahnsinn“

Auswärts haben die Dortmunder in der laufenden Bundesligasaison erst einen Punkt gesammelt, nur Bochum und Augsburg sind noch schwächer. Und die vier Siege vor heimischem Publikum erspielte sich die Mannschaft nach dem schönen Erfolg zum Saisonauftakt gegen Frankfurt in Duellen mit potentiellen Abstiegskandidaten: Heidenheim, Bochum und St. Pauli.

Noch agieren die Dortmunder trotz der positiven Selbstwahrnehmung unterhalb des angestrebten Spitzenniveaus, was an diesem Abend übrigens auch für den Videoassistenten galt. Das zwischenzeitliche 1:1 durch Eric Smith bezeichnete Sahin als „Wahnsinn“, weil der im Abseits stehende Hamburger Oladapo Afolayan den BVB-Torhüter Gregor Kobel eindeutig irritiert hatte. „Man kann ganz genau sehen, wie er sich wegduckt, und wie er mich behindert, wie spät ich es auch sehe deswegen“, sagte der Torhüter.

Das war eine klare Fehlentscheidung, außerdem wurde in der ersten Hälfte ein Tor des Hamburgers Guilavogui wegen einer vom Kölner Keller festgestellten Abseitsstellung zurückgenommen. Leider hatte der Videoassistent seine kalibrierte Linie nicht im Moment der Ballabgabe, sondern eindeutig später gezogen. Ein weiterer peinlicher Fehler der Videoschiedsrichter, die unter ähnlichen Problemen leiden wie der BVB: Sie liefern ihren Kritikern einfach ein paar Argumente zu viel.



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