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Mindestens 63 Tote bei schweren Unwettern in Spanien

Mindestens 63 Tote bei schweren Unwettern in Spanien


Die Wassermassen kamen plötzlich und wie eine Sintflut. „Es ist nichts mehr um mich herum. Ich fühle mich, als wäre ich mitten im Meer“, lautete eine Hilferuf, der über die sozialen Medien geteilt wurde. Die spanische Provinz Valencia erlebt seit Dienstagabend eine historische Katastrophe. Mehr als 60 Tote und Dutzende Vermisste zählten die Behörden bis Mittwochnachmittag beim schlimmsten Unwetter seit mehr als vier Jahrzehnten.

Zwei Tote wurden auch aus dem benachbarten Kastilien-La Mancha gemeldet. In einigen Orten fielen in wenigen Stunden 500 Liter Wasser pro Quadratmeter. Bäche verwandelten sich in reißende Flüsse, vor allem im Innern der Provinz kam es zu großflächigen Überschwemmungen. Einsatzkräfte mussten zum Teil mit Hubschraubern Eingeschlossene bergen. 

„Die Autos schwammen wie in einem Fischglas“

„Paiporta wurde zu einer Mausefalle, die Autos schwammen wie in einem Fischglas“, berichtete eine Einwohnerin des Ortes südlich von Valencia einem Reporter der Zeitung „Las Provincias“. Taucher versuchten dort am Mittwoch, in die Kaserne der Guardia Civil vorzudringen. In deren Untergeschoss wurden zwei Polizeibeamte und eine Frau vermisst.

Südlich spielten sich auf der Schnellstraße bei Silla in der Nacht apokalyptische Szenen ab. Ein Augenzeuge berichtete dem Sender Cadena Ser, er habe sich schwimmend aus seinem Auto gerettet. Er sei mit 40 anderen auf das Dach einer Tankstelle geflüchtet, auf dem sie stundenlang ausharrten. Auf Fotos und Fernsehbildern sind große Lastzüge zu sehen, die das Wasser umgekippt und einfach an den Straßenrand gespült hatte, als wären es Spielzeugautos.



Verlauf des Unwetters über Spanien.

Auch in anderen Orten türmten sich umgestürzte Fahrzeuge, herausgerissene Bäume, Kisten und Kühlschränke. Ein Einwohner von Sedaví im Großraum Valencia schickte der Nachrichtenagentur Efe ein Video aus der Nacht zum Mittwoch, auf dem von einer Brücke aus mehrere Autos mit eingeschalteten Lichtern zu sehen sind, die vom Wasser umgeben sind. „Man kann Menschen schreien hören“, sagte der Mann. Der Film zeigt einen Autofahrer mit seinem Mobiltelefon am Ohr, der die Tür nicht öffnen könne.

Ganze Familien wurden von den Fluten in den Tod gerissen. In Torrent bargen Rettungskräfte laut Presseberichten die Leichname eines Ehepaars, zweier Kinder und eines Babys. Die Regionalregierung schaltete eine Notrufnummer frei, um verzweifelten Angehörigen bei der Suche nach Vermissten zu helfen. Zum Teil fielen Strom und Mobilfunknetz aus.

Die Behörden forderten die Einwohner auf, möglichst zu Hause zu bleiben, um sich selbst zu schützen und die Arbeit der Rettungskräfte nicht zu behindern. Die meisten Schulen und mehrere Gesundheitszentren blieben geschlossen.

Valencia: Anwohner betrachten durch die Wassermassen aufgestapelte Autos.
Valencia: Anwohner betrachten durch die Wassermassen aufgestapelte Autos.dpa

Mehr als 60 Straßen waren am Mittwoch gesperrt. Die Autobahnen A-3 (von Madrid nach Valencia) und die A-7 entlang des Mittelmeers waren betroffen. Auf der A-3 waren zeitweise Hunderte Autofahrer vom Wasser umgeben und konnten nicht weiterfahren. Der Bahnverkehr wurde weitgehend eingestellt. Schon am Dienstag wurde die Hochgeschwindigkeitsstrecke von Madrid nach Valencia gesperrt. Auch der Bahnverkehr von Valencia nach Barcelona und Sevilla ruht. 120 Passagiere eines Euromed-Zuges von Alicante nach Valencia saßen über Nacht mehr als zwölf Stunden bei Horta in ihrem Zug fest. Auch der Containerhafen von Valencia stellte seinen Betrieb ein, während es am Flughafen zu Dutzenden Streichungen und Umleitungen kam.

„Ganz Spanien weint mit euch“

Die Regierung entsandte mehr als tausend Soldaten der Notfalleinheit der Armee (UME). Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez versicherte den Menschen im Katastrophengebiet die Solidarität und Unterstützung der Regierung. „Wir werden euch nicht allein lassen. Ganz Spanien weint mit euch“, sagte er in Madrid. Auch das spanische Königspaar übermittelt sein Beileid für die Opfer und lobte die Arbeit der Rettungskräfte.

Nach einer ersten Einschätzung des staatlichen Wetterdienstes Aemet handelte es sich um ein „historisches Unwetter, eines der drei intensivsten der letzten hundert Jahre in Valencia“. Meteorologen sprechen in diesem Zusammenhang vom „Kalten Tropfen“ (gota fría). Zu diesem Wetterphänomen kommt es am spanischen Mittelmeerregion immer wieder im Herbst, wenn sich atlantische Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft über das warme Mittelmeer schieben.



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