Neuheiten von der Orgatec
Im Büro zu Hause
Von PETER-PHILIPP SCHMITT
22. Oktober 2024 · In Köln findet in dieser Woche die Orgatec statt. Auf der „Leitmesse für moderne Arbeitswelten“ zeigt sich, dass Wohnen und Arbeiten kaum noch voneinander zu trennen sind – und in der Nach-Corona-Zeit ineinander fließen. Wir zeigen zwölf Beispiele.
REGAL BOOL
Schon ein Vierteljahrhundert alt ist UnternehmenForm (UF). Dahinter steckt vor allem der Firmengründer, Alexander Seifried, der sich nach einer Tischlerlehre dem Design verschrieb. Bekannt sind seine Entwürfe für die Stuttgarter Marke Richard Lampert, etwa das Stapelbett Lönneberga. Doch auch seine UF-Kollektionen können sich sehen lassen. Sie lassen sich maßschneidern, passen sich wie dieses Regalsystem jedweden Bedürfnissen an. Ob an der Wand, als Raumteiler oder Sideboard – das Möbel lässt sich beliebig umbauen und erweitern.
HOCHSTUHL D 1
Der Bürostuhl D 1, den der Münchner Designer Stefan Diez schon 2017 für das schwäbische Unternehmen Wagner mit Sitz in Langenneufnach entworfen hat, zeichnet sich durch sein eigens entwickeltes Sitzgelenk Dondola aus. Mit ihm ist man ständig in Bewegung, was die Wirbelsäule entlastet. Nun hat Diez die Familie um einen Hochstuhl erweitert, der unter seinem Sitz ebenfalls mit dem kleinen Bauteil, das der Rückengesundheit dient, ausgestattet ist.
TISCH BRIDGE
Esstisch, Schminktisch, Schreibtisch – der sehr reduziert gehaltene Entwurf des Kölner Designers Sascha Sartory kann vieles sein. Er baut sozusagen eine Brücke von Zimmer zu Zimmer und durchs ganze Haus. Die Laminat-Platten bieten die Müller Möbelwerkstätten aus Bockhorn im Oldenburger Land in Weiß und Anthrazit (CPL) sowie Schwarz (HPL) an. Außerdem gibt es Ablagen und einen zum (Schreib-) Tisch passenden Container.
SCHAUKEL LEYASOL
Der Sommer ist definitiv vorbei, aber wer sagt denn, dass man nur im Garten und bei Sonne schaukeln kann. Bis zu drei Personen haben auf der 164 Zentimeter breiten schwingenden Couch Platz, die zu einer ganzen Serie gehört, mit Stühlen, Sesseln, Sofas und Liegen, für drinnen wie draußen. Erarbeitet hat sie das Hamburger Büro Hoffmann Kahleyss Design (Birgit Hoffmann und Christoph Kahleyss) für die Marke Freifrau, die in Lemgo bei Bielefeld sitzt.
TEPPICH DUO
Der Begriff Nachhaltigkeit ist oft nur eine Worthülse. So bestehen Teppichböden aus bis zu 30 verschiedenen Materialien, die sich am Ende ihrer Nutzung weder effizient trennen noch wiederverwerten lassen. Dem Denkendorfer Unternehmen Object Carpet im Landkreis Esslingen ist es gelungen, Teppiche aus nur zwei Materialien herzustellen: Der Flor besteht aus Polyamid, der Rücken aus Polyester. Beide Stoffe lassen sich durch Hitze trennen und recyceln. Schritt für Schritt soll jetzt das gesamte Sortiment aus mehr als 1000 Produkten auf die kreislauffähige Duo-Technologie umgestellt werden.
TISCH TEMNO
Der Name ist vom griechischen Wort „temenos“ für Tempel abgeleitet. Die Platte aus Massivholz ruht auf einer Säule aus Beton. Ein Tisch wie ein Altar im Tempel. Martin Bergmann vom Wiener Designer-Trio Eoos (Gernot Bohmann and Harald Gruendl) nennt den Entwurf (für Walter Knoll) „eine Skulptur, die die Platte zum Schweben bringt“. Der Fuß aus Manufakturbeton wird von Hand in Form gegossen, die Oberfläche mit Hartwachssiegel geölt.
STUHL S 243
Vor fast 100 Jahren entwarf Marcel Breuer den ersten Stahlrohrstuhl, inspiriert wurde er von einem Fahrradlenker. Seither ist das Material aus dem Möbelbau nicht mehr wegzudenken. Beim Unternehmen Thonet in Frankenberg hat es ohnehin Tradition. Diesen stapelbaren Stuhl hat der Österreicher Frank Rettenbacher gestaltet, seinen Entwurf nennt er „zeitlos und zurückhaltend“. Sitz und Rücken bestehen aus Formholzteilen, das Vierfußgestell gibt es verchromt und in verschiedenen Farben pulverbeschichtet.
LEUCHTE LOJA
Curt Fischer gilt als Erfinder des lenkbaren Lichts. Sein Unternehmen Midgard, 1919 von dem deutschen Ingenieur gegründet, haben 2015 David Einsiedler und Joke Rasch übernommen. Neben Fischers alten Entwürfen, die sie neu und modernisiert wieder aufgelegt haben, arbeiten inzwischen auch zeitgenössische Designer für Midgard. Sebastian Herkner folgt mit seiner Leuchte dem vorgegebenen Leitgedanken. Mit dem geschwungenen Schirm aus Papier lässt sich das Licht des mundgeblasenen Glaskörpers „lenken“. Damit bleibt auch Herkner sich treu: Glas ist ein Werkstoff, mit dem er besonders gerne und häufig arbeitet.
TISCH M 1
Wie ein Fächer öffnet sich dieser Tisch, der am besten frei im Raum steht. Oder – mit der flachen Seite – auch an der Wand. Sein Designer, der 2013 im Alter von 84 Jahren verstorbene Universalkünstler Stefan Wewerka, zählt zu den deutschen Dekonstruktivisten. Der Berliner, in Magdeburg geboren, begann 1978 für das Unternehmen Tecta zu arbeiten, das in Lauenförde sitzt. Dieses Wewerka-Werk entstand schon 1979 und wird nun als möglicher Konferenz- und/oder Esstisch (mit Platz für sieben bis acht Personen) in Köln in der Design Post neu vorgestellt.
LEUCHTE GEORGE
Auch dieses Dreibein hat schon eine längere Geschichte hinter sich. Tobias Grau, Gründer der gleichnamigen Leuchten-Marke, die inzwischen von den Söhnen Timon und Melchior nur noch als Grau weitergeführt wird, entwarf sie schon 1996. Die Brüder präsentieren die Leuchte nun als George Black in Schwarz und limitiert auf 100 Stück. Und das in zwei Größen, 130 oder 160 Zentimeter. Dabei sind nicht nur die hölzernen Beine schwarz, auch der Kopf ist zunächst schwarz, nach dem Einschalten aber leuchtet er von innen rot glühend. „Das war neu“, sagt Tobias Grau über sein Werk, „und ist bis heute einzig geblieben.“
SOFA DS-909
Der Name ist wörtlich zu verstehen: Bei der Schweizer Marke de Sede (lateinisch „vom Sitzen“) geht es ums Sitzen. Besonders die Verarbeitung von Tierhäuten hat von Anbeginn an eine große Rolle gespielt, seit der Sattlermeister Ernst Lüthy Anfang der Sechzigerjahre im aargauischen Klingnau die ersten Ledermöbel von Hand herstellte. Dieses erweiterbare Sofa aus Stoff und Leder hat Yonoh Studio aus Valencia entworfen, das 2006 von Clara del Portillo und Alex Selma gegründet wurde.
STUHL EQUO
Drehstühle fürs Büro gibt es viele. Dieser sollte besonders nachhaltig sein. Ein großes Problem sind die Polsterbezüge, die schnell verschmutzt oder verschlissen sind. Darum hat Simon Schoßböck (für Bene) eine zum Patent angemeldete Polstertechnik entwickelt, bei der die Bezüge ganz einfach abgezogen, gewaschen und ausgetauscht werden können. Auch beim Netzrücken gelang es dem 1990 im niederbayerischen Eggenfelden geborenen Designer, fast ein Drittel des sonst benötigten Materials einzusparen. Das besteht zudem aus vollständig wiederverwertbarem Polypropylen.
Fotos: Unternehmen