Für deren Mitarbeiter aber nicht. Was daraus folgt: Es wird klein kariert nachgefragt, nachgeprüft, erinnert, ermahnt, natürlich alles auf CC. Klingt hart, aber diesem 24/7-Kontrollwahn ausgesetzt zu sein ist noch härter, meint nicht nur Jan, der abends aufgewühlt von seinem Auftritt erzählt: Selbstverständlich gebe es Berufe, bei denen äußerste Präzision und Perfektionismus nicht verhandelbar seien. Eine schlampige Anästhesistin oder einen Pi-mal-Daumen-Piloten sind lebensbedrohliche Fehlbesetzungen. Oder ein lässiger Azubi, der beim Herd-Anschließen experimentiert – allein beim Gedanken daran schüttelt es einen. Da wünschen wir uns alle kontrollierende Blicke, wache Co-Piloten und aufmerksame Ausbilder, die notfalls eingreifen. Nicht aber im routinierten Büroalltag.
Die anderen mal machen lassen, Vertrauensvorschuss gewähren, sind gute Strategien, wenn es weder um Leben und Tod oder viel Geld geht. Da ist sich die Feierabend-Runde einig. Den entspannten Umgang mit Fehlertoleranz hat Jan in seiner Familie gelernt: Blutjunge Trotzköpfe in Gummistiefeln durch einen Hitzetag stapfen zu lassen wirkte als schweißtreibende Lehre nachhaltiger, als väterliche Vorträge über die Vorzüge luftiger Sandalen. Und welcher 16-Jährige lässt sich, am besten vor Freunden, zu Busfahrplänen („Der Letzte fährt…“) oder wärmenden Schals examinieren? Belehren befördert Gegenwehr und zerstört Motivation. Mal diskret lauschen, ob der Sohn pünktlich heimkehrt oder nachfragen, ob der Auftrag zustande kam. „Ein Aufschließen oder ein Abschluss sind Kontrolle genug“, findet Jan.
In der Kolumne „Nine to five“ schreiben wöchentlich wechselnde Autoren mit einem Augenzwinkern über Kuriositäten im Arbeitsleben.