Er verbrachte mehr Zeit seines Lebens in Frankreich als in Südafrika, und dennoch ist Breyten Breytenbach die literarische Stimme der weißen Opposition gegen das Apartheidsregime in seinem Heimatland gewesen. Sieben Jahre lang saß er dafür in Haft, und als er freikam, 1982 auf Initiative des erst kurz zuvor ins Amt gelangten französischen Staatspräsidenten Francois Mitterrand, reiste er ins Land des Retters aus und nahm dessen Staatsangehörigkeit an. Die südafrikanische legte er demonstrativ nieder.
Breyten Breytenbach, 1939 in Bonnievale in der Kap-Provinz geboren, wuchs mit Afrikaans als Muttersprache auf – und damit in einem kulturellen Umkreis, der die Apartheid noch stärker unterstützte als die englischsprachige weiße Bevölkerung in Südafrika. Sein sieben Jahre älterer Bruder Jan führte lange Zeit das militärische Spezialkommando 1 Renaissance Commando an, eine Spezialeinheit, die von der südafrikanischen Regierung in Krisengebiete entsandt wurde – und daheim als latente Drohung gegen Regimegegner eingesetzt wurde. Breyten Breytenbach aber wurde einer: Er entwickelte sich zum scharfen Kritiker der Apartheid und verließ seine Heimat mit zwanzig Jahren.
Führender Anti-Apartheids-Aktivist
Seit 1961 lebte er in Paris, und 1964 erschien sein erster Gedichtband „Die ysterkoei moet sweet“ (Die Eisenkuh muss schwitzen). Noch im gleichen Jahr folgte der erste Erzählungsband „Katastrofes“ (Katastrophen). Den literarischen Gleichschritt zwischen Poesie und Prosa behielt er zeitlebens bei. Von Frankreich aus engagierte er sich im Protest gegen die südafrikanische Rassenpolitik: Er war Mitbegründer und ein führender Kopf der aktivistischen Gruppe Okhela.
Publiziert wurden Breytenbachs Bücher trotzdem anfangs ausschließlich in Südafrika, und 1967 gewann er dort zum ersten Mal den CNA-Literaturpreis, die damals angesehenste, weil politisch unabhängige Auszeichnung auf dem südafrikanischen Büchermarkt. Nun wurde er für die englischsprachige Bevölkerungsmehrheit auch auf Englisch publiziert und damit auch jenseits Südafrikas bekannt. Dieser Erfolg nutzte ihm aber nichts, als er 1975 unter falschem Namen in sein Heimatland reiste, erkannt und verhaftet wurde.
Weltruhm durch Gefängnisstrafe
Verurteilt wurde er zu neun Jahren Haft, und dieses Urteil brachte ihm weltweiten Ruhm ein – und die erste französische Übersetzung. In Deutschland brauchte es bis zu seiner Freilassung, ehe ein Buch von Breytenbach übersetzt wurde: „Kreuz des Südens, schwarzer Brand“ stellte dafür passenderweise Gedichte und Prosa des Autors zusammen vor.
Mit dem Zusammenbruch des Apartheidregimes wurde Breytenbach neben dem um ein Jahr jüngeren J.M. Coetzee und der eine Generation älteren Nadine Gordimer zum prominentesten Schriftsteller Südafrikas. Doch das Interesse des Publikums an seinen Büchern ließ nach, nachdem Breytenbach seine politischen Ziele erreicht hatte. Seit 1999, als „Mischlingsherz – Eine Rückkehr nach Afrika“ erschien, ist keines seiner Bücher mehr ins Deutsche übersetzt worden. Dabei schrieb Breytenbach noch zwanzig Jahre lang weiter, ehe er im Alter von achtzig Jahren seinen letzten Gedichtband herausbrachte: „Op weg na Kû“. Als surrealistischer Maler betätigte er sich mehr als nur nebenher – und weiterhin als Aktivist im Kampf um die Menschenrechte.
Im vergangenen Juni starb in Südafrika Breyten Breytenbachs Bruder Jan, der sich im Ruhestand ebenfalls als Autor bestätigt hatte: mit Erinnerungen an seine Militäreinsätze. Am heutigen Sonntag ist Breyten Breytenbach nun selbst gestorben, 85 Jahre alt, in Paris.