Der 76 Jahre alte Historiker („Moskau 1937“, „Entscheidung in Kiew. Ukrainische Lektionen“), der in Konstanz und Frankfurt (Oder) Professor war, wird am Montag in Düsseldorf mit dem renommierten Gerda Henkel Preis ausgezeichnet. Zuletzt wandte er sich mit dem Buch „American Matrix“ (2023) den USA zu und erzählte die Geschichte des 20. Jahrhunderts als eine Verflechtungsgeschichte der Imperien USA und Sowjetunion neu.
„Wir sind ja schon in einer Kriegssituation“, sagte Schlögel. „Ein Krieg fängt ja nicht von heute auf morgen an, sondern es gibt Vorstufen.“ Russland versuche, „die EU zu zerlegen“ und Fluchtbewegungen auszulösen. Acht Millionen Ukrainer seien durch den russischen Angriffskrieg vertrieben worden. „Es gibt fortwährend Versuche der Einmischung, Sabotageakte, Versuche, die politischen Parteien zu instrumentalisieren, also die AfD und das „Russland testet, wie weit es gehen kann.“
In Deutschland werde die Frage „Krieg und Frieden“ ein zentraler Punkt im Bundestagswahlkampf sein, sagte Schlögel. Aber in Deutschland sei der Ernst der Lage und der Zeitenwende noch gar nicht ins öffentliche Bewusstsein gekommen. „Sondern man glaubt immer noch, man könnte dieser Auseinandersetzung irgendwie entgehen. Am besten dadurch, dass die Ukraine Ruhe gibt, uns in Ruhe lässt und Frieden macht. Das wäre die Preisgabe der Ukraine, die im Augenblick ja nicht nur sich selbst verteidigt.“