Der Schlagbaum bleibt oben. Ohne Verzögerung passieren die Autos die Grenze von Italien nach Slowenien, von Gorizia auf der einen Seite nach Nova Gorica auf der anderen Seite, und schon die Namensgleichheit lässt den Besucher rätseln. Eine Stadt, verteilt auf zwei Länder? Ein Zwilling, getrennt von einer Staatsgrenze? Kaum sind die Seiten gewechselt, sucht man nach Spuren der Veränderung. Aber da ist nichts, nicht auf den ersten Blick jedenfalls. Die Hügel des Umlands strecken ihre Kuppen auch auf der slowenischen Seite gemütlich in den Himmel, vereinzelt erheben sich Festungen über dichtem Wald, bis nach ein paar Hundert Metern zur Linken auf einmal ein irritierender Schriftzug ins Blickfeld gerät: „TITO“ grüßt da in Großbuchstaben von einem Berg, und schon meldet sie sich zu Wort, die Geschichte dieser Gemeinde, die kaum jemand kennt und die deshalb 2025 endlich mehr Aufmerksamkeit erfahren soll: als erste grenzüberschreitende Kulturhauptstadt Europas.